Helfen wir oder schaden wir Wildtieren, wenn wir sie füttern? Die Fütterung von Wildtieren ist ein sehr kontrovers diskutiertes Thema. Grundsätzlich raten wir davon ab. In bestimmten Fällen kann jedoch eine Ausnahme gemacht werden. Harte Zeiten führen zur natürlichen Auslese Unsere einheimischen Wildtiere sind gut an die hiesigen Umweltbedingungen angepasst. Die Tiere finden unter normalen Umständen genügend Nahrung. Dies gilt auch für den Siedlungsraum, der den städtischen Wildtieren einen reich gedeckten Tisch bietet. Harte Winter oder trockene Sommer können jedoch eine schwierige Zeit für die Tiere sein. Manch geschwächtes Individuum überlebt eine solche Periode nicht, was aber zur natürlichen Auslese beiträgt. Wenn wir Tiere füttern, halten wir die Population künstlich auf einem höheren Bestandesniveau, als sie natürlicherweise wäre. Fällt die Fütterung plötzlich weg, kann dies zu einem Zusammenbruch der Population führen. Verhaltensänderungen aufgrund von Futterstellen Futterstellen können auch Stress für die Tiere bedeuten. Gewisse Tierarten, wie beispielsweise Geier, legen oft mehrere Kilometer zurück, um eine Futterstelle aufzusuchen. An diesen Orten treffen dann meist viele Individuen aufeinander. Die damit einhergehenden sozialen Auseinandersetzungen führen besonders bei einzelgängerisch lebenden Tieren zu Stresssituationen und erhöhen bei allen Wildtieren die Gefahr von Krankheitsübertragungen. Die Fütterung von Wildtieren kann somit zu Änderungen im Bewegungsmuster aber auch im Verhalten der Tiere führen. Bei Igeln kann es vorkommen, dass sie den Winterschlaf nicht starten, wenn sie weiter gefüttert werden. © Franziska Lörcher / swild.ch Gänsegeier an einem Futterplatz Artgerechtes Füttern sehr schwierig Leider fressen die meisten Wildtiere auch Nahrungsmittel, die nicht gut für ihre Gesundheit oder nicht verdaulich sind. Igel trinken beispielsweise sehr gerne Milch, was bei ihnen aber zu Durchfall führt. Zudem muss man die Nahrungsansprüche eines Tieres sehr gut kennen, damit man es artgerecht füttern kann. Die natürliche Nahrungsvielfalt der Wildtiere kann in einer künstlichen Fütterung kaum nachgeahmt werden. Schliesslich muss sichergestellt sein, dass nur die Art Zugang zum Futter hat, die man füttern will. © Hans-Peter Stutz Füchse machen sich über Fallobst her. Zu viel der Nächstenliebe Bestimmte Tierarten verlieren schnell ihre Scheu vor Menschen, wenn sie gefüttert werden. Dies ist beispielsweise bei Füchsen der Fall. Zahme Füchse führen immer wieder zu Problemen und müssen geschossen werden, wenn sie in Häuser eindringen oder den Menschen zu nahe kommen. Rege besuchte Futterhäuschen für Vögel sind auch ein Magnet für Hauskatzen. Die Futterhäuschen müssen daher so aufgestellt werden, dass sie den Vögeln nicht nachstellen können. © Tobias Reinhard / stadtwildtiere.ch Für Dachse sind Abfallsäcke wahre Fundgruben. Wasser – eine seltene Ware im Siedlungsraum Besonders in heissen Sommern ist Wasser in der Stadt Mangelware. Eine gute Alternative zur Fütterung von Wildtieren ist es eine Schale gefüllt mit Wasser anzubieten. Die Wasserschale sollte regelmässig (ein Mal pro Tag) gereinigt werden. Dies beugt der Übertragung von Krankheiten und der Entwicklung von Mückenlarven vor. Ausserdem müssen tiefere Schalen mit einer Ausstiegshilfe versehen werden, so dass auch kleine durstige Tiere, wie beispielsweise Eidechsen oder Molche, wieder den Weg aus dem Nass finden. Ein Auge zudrücken In Ausnahmefällen kann man Wildtiere aber durchaus mal füttern. Wichtig ist dabei, immer auf die artgerechte Fütterung und die Hygiene zu achten. Beispielsweise bietet das Füttern von Vögeln im Winter schöne Beobachtungsmöglichkeiten, auch für Kinder. Weitere Informationen zur Fütterung von Vögeln finden Sie in der weiterführenden Literatur. Manchmal sind Jungigel vor dem Winter noch zu leicht, als dass sie sich in den Winterschlaf begeben können. Dann kann eine Anfütterung draussen verhindern, dass die Tiere in eine Pflegestation gebracht werden müssen. Wichtig ist auch hier, mit der Fütterung zu stoppen, sobald das Gewicht für den Winterschlaf erreicht ist. Von der Fütterung von Raubtieren soll in jedem Fall abgesehen werden. © Alexander Wyrsch / wildenachbarn.ch Auch Eichhörnchen lassen sich mit etwas Glück an Vogelhäuschen beobachten. Natürliches Futter für Wildtiere Helfen Sie den Wildtieren, indem Sie dafür sorgen, dass die Tiere in ihrer Umgebung genug zu fressen haben. Pflanzen Sie einheimische Blumen und Sträucher, die zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr blühen und Samen, Früchte oder Beeren tragen. Eine vielfältige, strukturreiche Wohnumgebung bietet viele Nischen für Wildtiere und vor allem für Insekten, die die Hauptnahrung von Igeln sind. Weiterführende Informationen Information der Vogelwarte zur Fütterung von Kleinvögeln Igel bitte nicht füttern: Information zur Fütterung von Igeln vom Igelzentrum Zürich Fütterung von Igeln: Falsch verstandene Tierliebe Fuchsratgeber: Soll ich Füchse füttern? Kampagne Stop Wildtierfütterung mit Informationen zur Fütterung bei Huftieren Problematik der Fütterung von Bartgeiern