Mit Stadtbäumen der Sommerhitze trotzen

03.07.2020, SWILD
Die Mittagssonne brennt erbarmungslos auf die Köpfe der Leute nieder. Die Luft über dem schwarzen Teer flimmert in der Hitze. Schweiss dringt aus den Poren der hungrigen Passanten. Sie quälen sich vom Büro zum nächsten Take-away und suchen schwitzend kühlende Erlösung. Natürlich – ein alter Stadtbaum! Wie ein grosser Schirm entfaltet sich seine ausladende Krone über den roten Köpfen und spendet wohltuenden Schatten.
Städtische Hitzeinseln

Von den immer wärmer werdenden Temperaturen sind Städte besonders stark betroffen. Schon seit längerem ist zu beobachten, dass die Temperatur im urbanen Raum jeweils höher ist als im umliegenden Land. Dieses Phänomen nennt sich auch «Urban heat island effect» und wurde bereits im 19. Jahrhundert beschrieben. Es entsteht u.a. durch den grossen Anteil an versiegelten Flächen in Städten (siehe auch den Blogbeitrag «Wasser für unsere durstigen wilden Nachbarn»). 

Asphaltierte Strassen, nicht begrünte Dächer, alle diese versiegelten, oft dunklen Flächen nehmen Sonnenenergie auf, speichern sie und geben sie in Form von Wärme wieder ab. Ausserdem wachsen auf diesen Flächen keine Pflanzen, die mit der Verdunstung von Wasser zur Abkühlung beitragen könnten (siehe auch den Blogbeitrag «Grüne Dächer braucht das Land»).

Klimaanlage Baum

Bäume tragen auf unterschiedliche Weisen zu einem besseren Klima bei. Zum einen spendet ihr ausladendes Kronendach Schatten, sowohl für Mensch als auch für den darunter liegenden Strassenboden, der dadurch nicht so stark erhitzt. Ausserdem führt ihre grosse Oberfläche auch zu einer starken Verdunstungsrate. Wenn Wasser verdunstet, kühlt dies die Umgebung leicht ab – so wie uns das Schwitzen gegen Überhitzung hilft [1].

Bäume spenden wohltuenden Schatten.
Biodiversität

Doch nicht nur auf das städtische Klima wirken sich Bäume positiv aus, auch für den Erhalt der Biodiversität sind sie wichtig. Sie sind Habitat für Eichhörnchen, Vögel und Fledermäuse, bieten Nahrung für Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge und stellen eine Verbindung zwischen Pärken und anderen Grünflächen dar [2]. Insbesondere ältere, einheimische Bäume sind ein sehr wertvoller Lebensraum. 

Bäume bieten in der Stadt vielen Tieren wertvollen Lebensraum.
Risiken und Nebenwirkungen

Die Stadtbevölkerung ist generell gegenüber Strassenbäumen sehr positiv eingestellt. Dennoch gibt es ein paar Punkte, die bei der Wahl des richtigen Baumes und Standorts beachtet werden müssen. So kühlen Bäume die Luft zwar ab, können aber zum Teil die Durchlüftung der Strassen durch Wind einschränken [3]. Zudem haben die Pollen einiger Bäume (z.B. der Birke) grosses Allergiepotential. Insgesamt überwiegen bei richtiger Planung jedoch die Vorteile. 

Aktion Klimaoase

Auch die Behörden werden sich der Problematik der heissen Städte vermehrt bewusst. So etwa im Aargau, wo die «Aktion Klimaoase» Gemeinden animiert und unterstützt, Bäume im Siedlungsgebiet anzupflanzen [5]. Sie ist Teil des Pilotprojektes zur Anpassung an den Klimawandel des Bundesamts für Umwelt. Dabei ist auch die Weitsicht der Gemeinden gefragt, denn die Jungbäume von heute brauchen einige Jahre Zeit und Pflege, bis sie ihr volles Potential entfalten und uns vor den noch heisseren Sommern der Zukunft schützen können.

In der Stadt Zürich stehen 22’000 Strassenbäume und nochmals je fast doppelt so viele in Parks und in privaten Gärten [4].
Verwendete Literatur

[1] Salmond, J.A.  et al. 2016. Health and climate related ecosystem services provided by street trees in the urban environment. Environmental Health, 15(S1).

[2] Gloor, S. et al. 2021. Biodiversitätsindex für Stadtbäume im Klimawandel. Bericht von SWILD, im Auftrag von Grün Stadt Zürich, 

[3] Mussetti, G et al. 2020. COSMO-BEP-Tree v1.0: a coupled urban climate model with explicit representation of street trees. Geoscientific Model Development, 13(3), pp.1685-1710.

[4] Grün Stadt Zürich: Stadtbäume

[5] www.klimaoase.org